veröffentlicht auf www.gaultmillau.at am 17.12.2020
Sie haben sich schon immer gefragt, was denn eigentlich bei Top-Sommeliers zu Hause in das Glas am Weihnachtsabend kommt? Wir haben die Antwort für Sie.
Christian Zach, Simon Schubert, René Antrag, Josef Neulinger und Steve Breitzke haben nicht nur ihre hohe Expertise und fachliche Kompetenz gemeinsam. Alle Fünf tragen auch den Titel Gault&Millau Sommelier des Jahres. Wir hatten die Möglichkeit Sie zu Ihren Lieblingen an Heilig Abend zu interviewen und haben, wie kann es auch anders sein, inspirierende Antworten erhalten. Sollten Sie also noch auf der Suche nach der passenden Weinbegleitung für Ihr Festmenü sein oder den ein oder anderen Ratschlag bei der Auswahl benötigen, here we go.
Christian Zach, Sommelier des Jahres 2021
Restaurant Die Weinbank, Ehrenhausen
"Nachdem heuer ein ganz besonderes Jahr ist, werde ich das trinken, was ich wirklich gerne mag."
Fotocredit: Christian Jungwirth
Champagne als Aperitif
N.V. Prisme.14 Blanc de Blancs Grand Cru Extra Brut, Champagne Guiborat
Weisswein
2016 Natur Returns by Greta Aubell, Demeter Weingut Rebenhof Hartmut Aubell
Rotwein
2009 Gevrey-Chambertin 1er Cru Clos St. Jacques, Domaine Jean-Marie Fourrier
Simon Schubert, Sommelier des Jahres 2020
Restaurant aend, Wien
"Weihnachten ist für die meisten das wichtigste Fest im Jahr: ruhig, besinnlich und hoffentlich im Kreis der Liebsten. Dementsprechend festlich sollte die Weinauswahl ausfallen.
Wobei festlich noch nichts mit dem Budget zu tun hat, speziell muss nicht immer teuer sein...Es sollte vielmehr ein Wein sein, der schmecktund am Tisch die Festgäste zusammenbringt."
Fotocredit: Restaurant aend
"Für mich ist Weihnachten immer ein Anlass für etwas Klassik, Jede Familie hat, oft über Generationen gepflegte Traditionen, spezielle Gerichte oder Speisenfolgen. Da darf es auch beim Wein ruhig etwas traditioneller zugehen.
Wir starten meist mit Schaumwein, am liebsten etwas gereifter, also nicht frisch degorgiert. Das macht sich wunderbar zu den weihnachtlichen Fischgerichten. Dann gerne Rotwein, auch hier am liebsten in angenehmen, trinkreifem Alter und ganz wichtig: nicht zu wenig.
Eine Flasche, die es auf meinen Tisch am 24. schafft ist beispielsweise 2012 Blaufränkisch Marienthal Magnum vom Weingut Prieler. Was schmeckt, muss aber jeder für sich entscheiden. Es stimmt, über Geschmack lässt sich vortrefflich streiten, aber doch bitte nicht zu Weihnachten.
In diesem Sinne wünsche ich Allen ein frohes Fest und ein braves Christkind."
René Antrag, Sommelier des Jahres 2019
Restaurant Steirereck, Wien
"Wie jedes Weihnachten trinken wir Weine von Winzern, bei denen ich immer ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflege.
Das ist ein kleiner Auszug von dem
was wir öffnen werden. Es macht
dann umso mehr Freude, diese Weine
mit Familie bzw. Freunden zu genießen
und die ein oder andere
Geschichte auszupacken."
Fotocredit: Restaurant Steirereck
2007 Blaufränkisch Altenberg, P. Achs
Diesen Wein habe ich von Paul bekommen, als ich 2010 ein Praktikum bei Claus Preisinger gemacht habe. Eine besondere Flasche, da sie mich an die lehrreiche aber gleichzeitig aufregende Zeit in Gols erinnert, die mich bis heute noch an diese Region fesselt.
2011 Cuvée Pamhogna rot (ZW, SL, CS) Magnum, Andert
Ich habe in der Familie brutale „Andert“-Wein-Liebhaber. Als kleine Überraschung gibt es eine Magnum, die direkt aus dem Keller von Mike und Erich Andert stammt. Bevor ich sie öffnen kann, muss ich erstmal die enorme Kellerpilz-Schicht entfernen, die sich über die Jahre angesammelt hat. Ehrlich gesagt, ganz unglücklich bin ich nicht, dass die zwei Fans von diesen Weinen sind.
2012 Sauvignon Blanc Zieregg Vinothek Reserve, Tement
Einer der größten Weine die Österreich zu bieten hat. Das genügt eigentlich schon. Aber das Weingut strahlt einfach so eine Leidenschaft, Empathie und Herzlichkeit aus, die es mir in Summe leicht macht, diese Flasche zu greifen und aufzureißen. Großartige Menschen stehen meist hinter großen Weinen, hier ein Vorzeige-Beispiel.
2016 Grüner Veltliner Rerserve Steinleithn Magnum, Geyerhof
Mittlerweile Tradition, ohne Geyerhof kein Weihnachten. Seppi, Maria und die gesamte Familie Maier strahlen einfach Ruhe, Harmonie und enormen Zusammenhalt aus. Diese Eigenschaften begeistern mich immer wieder aufs Neue und lassen mich in ihren Bann ziehen. Über die Qualität brauchen wir nicht reden, aber speziell der 2016er Steinleithn hat es mir angetan: Für mich einer der besten Veltliner, den sie die vergangenen Jahre geschaffen haben. Zum Glück durfte ich beim letzten Besuch noch eine der letzten Magnumflaschen aus dem Keller ergattern. Und das, obwohl es das Geburtsjahr vom kleinen, großen Matthis ist.
Josef Neulinger, Sommelier des Jahres 2018
Restaurant Almhof Schneider, Lech
"Da es für mich quasi Neuland ist, Weihnachten nicht zu arbeiten, sondern den Tag mit meinen Liebsten
zu feiern, habe ich mir bereits im
Vorhinein etwas Gedanken
gemacht, was gekocht und getrunken wird."
Fotocredit: Restaurant Almhof
2018 Riesling/Furmint Hidden Treasures Nr. 3, R. Velich MORIC feat. Villa Tolnay
Da der Tag etwas länger ist würde ich mit Hidden Treasures Nr 3 2018 starten. Riesling / Furmint von Roland Velich MORIC feat. Villa Tolnay. Salzig, karg. Feine Frucht und extrem hoher Trinkfluss.
Blanc de Blancs Les Pierrieres Extra Brut, Ulysse Collin
Danach etwas mit Bubbles, das geht immer. Und macht nicht müde. Ulysse Collin „Les Pierrieres“ Blanc de Blancs. Super Champagner, der einen extrem „weinigen Charakter“ hat und vor Eleganz und Feinheit gar strotzt. Außerdem ist er sicher auch nicht böse, wenn man ihn aus einem großen Glas trinkt.
2017 Chardonnay Meursault Vieilles Vignes, Domaine Bernard-Bonin
Für Weiß ein Klassiker, Burgund. Kleine Domaine die, die den Stil von Meursault à la Coche Dury und Roulot perfekt weitergeben. Salzig, pur. Es sollte kein Problem sein eine zweite Flasche zu öffnen, weil der Trinkfluss gegeben ist.
1996 Syrah Hermitage rouge, Domaine J. L. Chave
Auch bei Rot ein Klassiker, aus dem Norden der Rhône. J.L. Chave. Hermitage rouge 1996. Die Weine von der Domaine Chave sind eigentlich für sich selbsterklärend. Einmal getrunken ist man von ihnen mehr als bezaubernd. Fleischig, blutiger Syrah. Mit feinen eleganten Tanninen. Mehr braucht man nicht, um Weihnachten zu feiern. Oder doch? Vielleicht eine zweite Flasche davon.
Steve Breitzke, Sommelier des Jahres 2017
Restaurant MAST, Wien
"Ich habe an den Feiertagen gern etwas Besonderes, aber auch etwas, das ich sonst gerne mag. Denn alle Angeführten sind Herzenswinzer."
Fotocredit: Rafaela Pröll
Zum Gansl bei der Schwiegermutter am 1. Weihnachtsfeiertag gibt es die Winifred 2019 vom Gut Oggau sowie einen 2017 Blaufränkisch Saybritz vom Christoph Wachter vom Weingut Wachter Wiesler.
Danach zum Genießen etwas oxidativ Ausgebautes: 2016 Non Tradition Grüner Veltliner von Christian Tschida aus Illmitz. Vier Jahre im Fass ausgebaut, wobei das Fass nicht aufgefüllt wird. Somit konzentriert sich der Wein und nimmt Aromen an, die man vielleicht ja auch vom Sherry kennt. Für mich ein großartiger Abschluss.
Interview &Text: Ettmeier Franziska
Link zum Originalartikel hier.
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